UND ICH VERMISSE SO UNGLAUBLICH MEINEN BESTEN FREUND, DEM ICH ALLES, WIRKLICH ALLES OHNE RÜCKSICHT NEHMEN ZU MÜSSEN SAGEN KANN!!!
ICH VERMISSE MEINEN KUMPEL, DER MIR BEIM UMARMEN FAST DAS RÜCKRAD BRICHT!
ICH VERMISSE DAS WAS WIR HATTEN,... AUF DER FEUERZANGBOWLENPARTY NEBEN DIR ZU STEHEN UND DAS GLEICHE MÄDCHEN ANZUHIMMELN UND GEMEINSAM ENTTÄUSCHT ZU SEIN ALS SIE VON WEM ANDERS GEKÜSST WURDE!
ICH VERMISSE UNSERE FILM-ABENDE, DIE VOR 4 WOCHEN DOCH IRGENDWIE ANDERS WAREN!
ICH VERMISSE DAS GEFÜHL MICH MIT MEINEM BESTEN KUMPEL GEGEN DEN REST DER WELT ZU VERSCHWÖREN!
ICH WILL DIR WIEDER ALLES SAGEN KÖNNEN UND KEINE ANGST HABEN DICH ZU VERLETZEN!
Als ich mich zum ersten mal in einen Mann verliebte, war es einfach nur schön und als meine erste Beziehung zu ihm zerbrach, wusste ich nicht warum.
Als ich das erste Mal eine Frau küsste, war ich überwältigt und fühlte etwas so großes, was ich ich seither nie wieder erlebt habe.
Es verlieben sich oft Menschen in mich. Besonders Männer waren sehr penetrant und ich weiß bis heute nicht wie ich mich davor schützen kann. Schützen vor ungewollten Berührungen, vor ungewollten Komplimenten. Den Grad zwischen "sympathisch" und "attraktiv wirken" nicht zu überschreiten und doch immer missverstanden zu werden.
Der Stempel "Lesbe" ist für mich bisher immer sehr hilfreich gewesen. Für Männer ist er ein Stopschild, das allgemein ernst genommen wird. Ich bin ein Kumpel. Ein Kumpel zum Schnacken und Spaß haben. Doch jetzt ist dieser Stempel in Gefahr und das, obwohl ich noch nicht mal weiß, ob es diesen Stempel wirklich gibt, oder ob er mir gerade gestohlen wird.
Es war einfach als Frau einen Mann zu lieben und aufwühlend als Frau eine Frau zu lieben. Du weißt wer oder was du bist.
Aber was bist du, wenn du dich als Lesbe sicher und wohl fühlst, es liebst den Körper einer Frau zu verwöhnen und da plötzlich ein Mann ins Spiel kommt? Was ist, wenn du dich mit diesem Mann gut fühlst, wenn ihr ein perfektes Team seid, eine Beziehung aber die Konsequenz hätte nie wieder einer Frau zu berühren?
Es ist Wahnsinn wie kleine Ereignisse einen aus der Bahn werfen können. Manchmal ein Augenschlag, manchmal ein Wort und manchmal eine Idee, eine Vorstellung von etwas. Diese Nacht vertraute ich einer Vorstellung und begann ein Experiment, welches sich gut anfühlte, mich erschreckte und trotzdem richtig gewesen ist.
Die Vorstellung hieß, gesellschaftliche Erwartungen erst zu überlisten und in Zukunft auszuschalten. Die Idee war, dass ehrliche Liebe nicht körperlich ist. Das Wort war eine Frage und das Experiment ein Mann.
In den letzten Tagen habe ich das Gefühl, dass mich meine Mitbwewohnerin immer wieder beeinflusst. Sie drängt mich unbewusst in die Ecke der Vernunft und Intelligenz, ähnlich wie es meine Exfreundin getan hat.
Grundthemen sind: "Was ist gutes Theater?" und: "Was ist die perfekte Schulform?".
Von allem überschattet ist die Grundtendenz über jedes Erlebnis ausführlich nachzudenken und alle Inspirationen genauestens zu verarbeiten und hinterleuchten.
Es gibt die einen, die über Erlebnisse nachdenken und es gibt die anderen, die Erlebnisse erleben. Ich gehöre zu den letzteren. Und ich brauche verdammt noch mal keine Eingebung wenn ich zu nem Konzert zu den Toten Hosen gehe. Das Wahnsinnige dort ist ja gerade nicht nachzudenken während man sich zwischen den schweißnassen Menschen immer weiter nach vorne treiben lässt.
Diese Bewegung schwirrt nun seit fast einer Woche durch meinen Kopf. Seit Montag lese ich Jugendromane zum Thema Magersucht im Akkord.
Fazit 1:
Die meiste Literatur beschreibt in einem kleinen Teil den Weg in die Magersucht und zum größten Teil den Weg heraus, was für mich sehr unbefriedigend gewesen ist, weil ich dort die ganze Zeit das Gefühl hatte "Da will mich jemand warnen und bekehren, aber weniger einen Einblick in die Psyche dieser Mädchen geben.". Auch die Verkäufer konnten mich (obwohl das Thema wohl sehr beliebt ist) nicht wirklich beraten.
Außerdem: Ich habe keine Romane gefunden, die die Rolle des Internets in der Magersucht thematisieren. :-(
"Völlig schwerelos" - Guter Roman auch für jüngere und das beste: es endet völlig offen. Keine Bekehrung und nur aus der Perspektive der Hauptfigur, die allmählich von einer Diät in die Magersucht gleitet.
"Jeansgröße 0" - Spielt nicht nur in der schönsten Stadt der Welt, sondern ist auch literarisch ganz interessant und trotzdem einfach/schnell zu lesen. Es zeigt wie Magersucht anstecken kann und endet teilweise offen und teilweise als Happy End. (Die Figuren sind mir so sympatisch, dass ich mir sogar einen zweiten Band wünschen würde.)
Fazit 2:
Meine zentrale Erkenntnis dieser Woche: "Jeder will etwas dazu sagen, aber keiner hat ein tieferes Wissen über das Krankheitsbild hinaus.
Warum ist Gewalt und Sex in der "traditionellen" Kulturlandschaft gerechtfertigt, bei James Bond aber verachtet? Weil sie nicht so menschenverachtend und grausam ist? Hmm... das kann eigentlich nicht sein:
Thema Gewalt:
Musils "Verwirrungen des Zögling Törleß", Geschwistermord bei Kain und Abel (und überhaupt die gesamte Bibel), Tolstois "Krieg und Frieden", Der Struwwelpeter, Aschenputtel (stellt euch mal das Bild vor, wie der Cousine der Hacken abgeschnitten wird)...
Thema Sex:
Shakespeare, Shakespeare, Shakespeare, Frischs "Homo Faber" (der vögelt seine eigene Tochter!), Schlinks "Vorleser" (dies mal ein junges Kerlchen das ne alte Frau vögelt)...
Das Problem sind wahrscheinlich nicht die Themen, sondern die Umsetzung durch ein neues Medium und die Tatsache, dass der Mensch Angst vor neuen Dingen hat. Kommt es mir nur so vor, oder lebt gerade unsere intellektuelle Kultur-Elite völlig hinter dem Geist der Zeit?
Vor ein paar Tagen unterhielt ich mich mit meiner Mitbewohnerin, einer Studentin der Kulturwissenschaften. Wir sprachen über den neuen James Bond Film. Sie sagte dazu, dass sie solche Verherrlichungen von Gewalt und Sex (Bond-Girl) schrecklich findet und man diese Filme eigentlich verbieten sollte.
Ich war entsetzt, sehe ich persönlich James Bond doch als eines der Kulturgüter unserer Zeit überhaupt. Und ausgerechnet eine Kulturwissenschaftlerin will diesen Film verbieten lassen?
Kultur sollte in meinen Augen deskriptiv sein, nicht normativ. Sie ist das was die Gesellschaft ist und nicht das, was irgendwelchen schlauen Köpfe reicher Eltern an der Uni zusammendiskutieren. Kultur sollte Gesellschaft sein und nicht Elite.
